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Blogbeitrag: Es war nicht schlimm genug...

anjaloeser

Aktualisiert: 6. Jan.



Es war nicht schlimm genug...



Die Macht unserer Glaubenssätze und

die Bedeutung von Selbsterkenntnis



"Ein Kind sitzt auf einer Holzbrücke und blickt einem großen Teddybären gegenüber. Die Szene strahlt eine Atmosphäre von Unschuld und Geborgenheit aus."

Lass dir von niemandem erzählen, was schlimm ist und was nicht. 


Wenn du in einer Situation warst, sei es als Kind oder Erwachsener, und du sie als schlimm wahrgenommen hast, dann waren sie das auch für dich. Keiner kannte die Situation, in der DU dich gerade befunden hast. Keiner wusste, wie es dir mental und körperlich ging. Niemand kannte die vorangegangenen Ereignisse oder deine inneren Emotionen.


Wenn es für dich schlimm war, dann war es für dich schlimm und das ist in Ordnung. 


Glaub nicht denjenigen, die dir etwas anderes erzählen wollen. Keiner sollte darüber entscheiden dürfen, was du erlebt hast oder wie du fühlst. Deine Kindheit, Jugend und deine Erfahrungen als Erwachsener sind nur für dich wichtig – niemand sonst kann darüber urteilen oder sie bewerten. Viele Menschen begreifen oft nicht den Einfluss ihrer Worte auf dein Empfinden. Daher ist es wesentlich anzuerkennen, dass jeder seine eigene Sichtweise hat und diese unabhängig von deinen persönlichen Erfahrungen respektiert werden sollte.


Meine Erfahrung


Ich möchte eine persönliche Erfahrung teilen, die zeigt, wie tief solche einfachen Aussagen wirken können:

Nach einem langen Gespräch mit einer Freundin wurde mir zu den Ereignissen in meiner Kindheit gesagt: „Der eine steckt es einfach weg und erträgt es, der andere... naja, eben so.“ Mein inneres Kind hat sofort geantwortet: „Dann war es nicht schlimm genug!“ Dieser Satz von meiner Freundin hat mir und meinem inneren Kind einen heftigen Stich versetzt, und mich einige Tage begleitet, weil ich mich absolut nicht gesehen und verstanden gefühlt habe. Ich habe mit ihr über meine gewalttätige Kindheit geredet und das dies Folgen daraus sind, dass ich als Kind in vereinzelten Situationen Todesangst hatte. Das ich heute noch Verhaltensmuster habe, die ich automatisch ausführe und noch nicht ganz verstehe kann. Ich bin dran, aber das kann ich nicht alles auf einmal schaffen. Dann kamen Fragen wie: Warum musstest du gerade bei Ihm deine fehlende Bewegung und Abwechslung aufladen? Warst du denn schon bereit für eine neue Beziehung? Warum verhältst du dich so, wenn ihr doch getrennt seid? Warum suchst du seine Nähe obwohl du doch gar nichts mehr von ihm willst? Bist du sicher, dass du keine Gefühle mehr für ihn hast? Hattest du denn deine Beziehungen vorher nicht aufgearbeitet, bevor du in die neue gegangen bist?

 

Die Situation dahinter


Ich war in einer viermonatigen Beziehung, die ich erst kurz zuvor beendet hatte. Meine Freundin und ich wollten uns die ganze Zeit zum Abendessen treffen und als wir dann beide endlich Zeit hatten, war ich wieder getrennt. Am Abend des Essens, hatte ich meine Sachen bei meinem Exfreund geholt und ihm vorher beim Feuerholz hacken und sägen geholfen. (Warum habe ich das getan? Ich folge meiner Intuition und schaue was sie mir zeigen möchte, auch wenn es irrsinnig erscheint.) Er kam mit zum Abendessen und mir ist gleich zu Beginn ein Muster an mir aufgefallen. Ich habe mich auf einen Platz gesetzt, bei dem ich mit dem Rücken zur Wand sass und somit den restlichen Raum überblicken konnte. Mein Ex war kurz unschlüssig, wohin er sich setzen wollte. Neben meine Freundin die er nicht kannte oder mich. Ich habe aufsteigende Panik gespürt, als er sich fast neben meine Freundin gesetzt hatte, was er doch nicht tat. Mir ist auch in diesem Moment bewusst geworden, das das komisch ist und ich das schon öfter hatte. Ebenfalls sass er mir persönlich zu weit weg, deswegen habe ich seinen Stuhl zu mir ran gezogen und ich habe den Körperkontakt gesucht. Er hat gemerkt das ich kalte Hände hatte und hat dann meine Hand gehalten. Das hat mir in diesem Moment gutgetan, weil ich ein sehr ungutes Gefühl im Magen hatte. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt, all das nicht einordnen. Ich wusste, es ist nicht normal, weil wir getrennt waren und ich vorher beim Holzhacken/-sägen absolut kein Bedürfnis nach Nähe hatte. Ich war mir sicher, dass er nicht der Mensch ist, mit dem ich glücklich werden konnte. Er hat meine Bedürfnisse, bis auf Sicherheit, nicht erfüllen können.


„Es war nicht schlimm genug ..."

Das Gefühl: „Es war nicht schlimm genug ..." und die Fragen, die mir meine Freundin gestellt hatte, war erdrückend und hat alles in Frage gestellt und mich wieder zweifeln lassen. Ob es die richtige Entscheidung war? Ob ich nicht doch wieder flüchte? Ob ich hätte mehr Rücksicht nehmen sollen und darauf warten, dass er auch an seinen eigenen Verhaltensmustern arbeitet?


NEIN - Keiner weiss, wie ich mich in den vier Monaten davor gefühlt habe. Keiner weiss, wie ich mich in den Momenten fühle, wenn ich irgendwie einfach nur da bin. Keiner hat das Recht zu urteilen - nur ICH oder DU in deiner Situation.



Glaubenssätze und Muster – eigene wie übernommene


Zwei Wochen später wurde klar für mich: Der Satz „Es war nicht schlimm genug ..." gehört zu meinen festen Überzeugungen. In meiner Kindheit gab es Momente mit meiner Mutter, die mich extrem verängstigten; außerdem sind da noch unterschiedliche Verhaltensmuster aus den Konflikten vergangener Generationen in meinem Inneren verankert. Diese Muster sorgten dafür, dass ich bei bestimmten Anlässen Angst verspürte oder einfach unsicher war. Ein starker Windhauch, ein Geräusch aus dem Hintergrund oder das Geschrei anderer Menschen reichten schon dafür aus. Damals hatte ich diese Zusammenhänge jedoch noch nicht erkannt.

 

Im Restaurant suchte ich mir oft einen Platz mit Sicht zur Tür. Bislang habe ich nie über mein Verhalten nachgedacht; schließlich hatte mir meine Kindheit beigebracht: „Ein Restaurant bedeutet Sicherheit.“ Mit meiner Mutter zusammen fühlte sich das auch so an – sie wollte immer den Schein einer perfekten Familie wahren und wirkte dabei sehr gelassen. Allerdings gibt es viele unterschiedliche Glaubenssätze oder Muster zum selben Thema – was für meine eigene Kindheit zutrifft, gilt nicht unbedingt für die Erlebnisse unserer Vorfahren. So war mein Gefühl bezüglich Sicherheit zwiegespalten: Einerseits gab es diese Gewissheit; anderseits fehlte sie manchmal ganz stark – weshalb der Sitzplatz und ein Mann an meiner Seite eine wichtige Rolle spielten.

 

Schicht für Schicht


Meiner Meinung nach gibt uns das Bewusstsein nur das preis, wofür wir bereit sind und was dran ist bearbeitet zu werden. Ich sehe meine Bearbeitung folgendermassen. Wir lösen mit jedem Bewusst werden von Verhalten, Mustern und Glaubenssätzen eine Schicht ab. Darunter kommt eine neue Schicht zum Vorschein. Das heisst wir können ein neues Verhaltensmuster an uns bewusst erkennen. – Ich hatte in dieser Beziehung einige Glaubessätze und Verhaltensmuster, die ich über Jahrzehnte hatte aufdecken können.


Flucht

Ich bin vor allem geflüchtet, was mich verletzt hatte. Dahinter stand die Geschichte meiner Urahnen. Diese sind aus Schlesien geflüchtet und ich habe während meiner Aufarbeitung wieder einige parallelen in meiner eigenen Kindheit entdeckt, die ich vergessen hatte. Mit 6 Jahren bin ich das erste Mal mit meinem Bruder von zu Hause ausgerissen. Ich bin von meinem Freund geflüchtet, wenn er mich emotional verletzt hat. Meine Wohnungstür war nie abgeschlossen, damit ich schnell flüchten konnte. Denn die Gefahr kam nicht von aussen, sondern, sie war in der Wohnung, wie in meiner Kindheit und der Erinnerung meiner Ahnen. Mein Sohn hat mich zu dieser Zeit, nie wirklich allein gelassen. Im Nachhinein weiss ich, das er meinen Fluchtgedanken gespürt hat. Nachdem ich alles zu diesem Thema aufgedeckt hatte - habe ich mich tatsächlich befreiter gefühlt. Mein Verhalten hat sich verändert, mein Sohn hat nicht mehr an mir geklebt, mir hat am Anfang auch irgendwie was gefehlt. Ich brauchte keinen Plan B mehr für jede Situation.

 

Angst

Jedes Mal, wenn in einem Roman oder im Radio über Gewalt gegen Frauen und Kinder gesprochen wurde, überkam mich sofort ein Gefühl von Herzrasen gepaart mit Panik und Furcht. In der Nacht erschreckten mich selbst kleinste Geräusche – trotz fehlender tatsächlicher Gefahr fühlte sich teilweise alles bedrohlich an. Später stellte sich heraus: Ich fürchtete den Moment als meine Mutter möglicherweise ins Zimmer stürmen könnte, um mich in ihrer Wut, über etwas was ich angestellt hatte, aus dem Bett zu ziehen. Zusätzlich hatte ich die Erinnerungen meiner Uroma im Körper. Nachdem ich meinen Glaubenssatz 'Ich habe Angst' hinterfragt hatte sowie das Trauma meiner Uroma aus den Kriegstagen verstanden hatte, wurde mir klar, woher all diese Empfindungen stammen. Seitdem belasten sie mich nicht mehr so stark wie zuvor. An manchen Tagen spüre ich zwar immer noch Anzeichen dieser Angst aufkommen – doch kann sie mittlerweile viel einfacher loslassen da mir bewusst ist: Es sind lediglich Erinnerungen an vergangene Erlebnisse.

 

Dies sind tiefgreifende Traumata, die uns in dieser Situation beeinflussen.

Wir denken an frühere Zeiten und Erlebnisse. Das hat nichts mit dem aktuellen Moment zu tun. Unser Körper erinnert sich daran, auch wenn wir nicht mehr richtig darauf zugreifen können, ist alles in uns gespeichert.

 


Abschlussgedanken


Nicht jeder hat die Möglichkeiten seine Muster und Glaubenssätze zu kennen und zu verstehen, und nicht jeder kann die Puzzleteile zusammenfügen. Selbst für mich war es eine Herausforderung zwischen eigenen und übernommenen Mustern meiner Urahnen zu unterscheiden und zu verstehen, woher kommen jetzt diese Gefühle, wenn ich zum Beispiel einen Roman lese. Woher kommt mein Herzrasen, warum steh ich kurz vor einer Panikattacke, obwohl ich das selbst so noch nie erlebt habe.


Fazit


Jede Erfahrung und jedes Gefühl sind individuell und sollten nicht von aussen bewertet oder geringgeschätzt werden. Es ist wichtig, anzuerkennen, dass das, was für eine Person schlimm und belastend ist, auch als solches respektiert wird. Unsere Glaubenssätze und Muster, seien sie selbst entwickelt oder über Generationen hinweg übernommen oder vererbt, prägen unser Leben tiefgehend und beeinflussen, wie wir auf bestimmte Situationen reagieren.


"Ein Schmetterling mit schwarzen Flügeln und weißen Flecken sitzt auf einem grünen Blatt. Die Flügel des Schmetterlings sind weit ausgebreitet und zeigen ein wunderschönes Muster."

Die Auseinandersetzung mit diesen inneren Mustern erfordert Mut und Bereitschaft zur Selbstreflexion. Es ist ein Prozess, der Zeit und tiefgehende innere Arbeit benötigt. Doch nur durch das Verständnis und die Anerkennung unserer eigenen Gefühle können wir Heilung und Frieden finden. Lassen wir also zu, dass jede Erfahrung, so wie sie ist, ihre Gültigkeit hat, und öffnen wir uns für eine empathische und verständnisvolle Perspektive auf uns selbst und andere.



Woher ich meine Informationen zu meinen Urahnen erhalte


Ich nutze den Muskeltest, um tiefere Einblicke in Hintergründe und Überzeugungen zu gewinnen. Alle Informationen zu vorangegangenen Erlebnissen sind in unserem Körper, Geist und Unterbewusstsein gespeichert. Es ist alles da und will nur gesehen und abgerufen werden. Oft reicht es zu verstehen, woher ein Gefühl kommt und was ungefähr damals passiert ist, ohne die genauen Details zu kennen.


Der Muskeltest ist ein hilfreiches Tool, das mir dabei hilft. Der menschliche Körper nimmt innerhalb von Sekundenbruchteilen äußere Reize auf und bewertet sie. Genauso schnell ist er in der Lage, eine Reaktion oder "Antwort" darauf zu geben. Dieses Reizaufnahme- und Verarbeitungssystem macht sich der Muskeltest zunutze. Er gibt sichtbar, z.B. durch Muskelreaktionen, und fühlbar, z.B. durch Stärkereaktion oder Indikatorwechsel des Muskels, "Antworten" auf gestellte Fragen. Dabei ist es egal, ob der äußere Reiz eine Emotion, eine Person, eine Situation oder einen Glaubenssatz betrifft.



Ich Danke allen die bis zum Schluss gelesen haben und wer möchte kann mir gerne seine eigenen Erfahrungen mitteilen oder einen Kommentar hinterlassen.


Liebe Grüsse


Deine Anja





 
 

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